Die Kameraeinstellungen anderer Fotografen - sind sie wirklich so nützlich?
Viele Fotografen und Fotografinnen verweisen gerne auf die Kameraeinstellungen, wenn sie ihre Bilder online stellen.
Wie ein kleines Erfolgsrezept sind diese Einstellungen im besten Fall nur milde Richtlinien.
Hin und wieder wirst du dieselben Einstellungen verwenden, die du irgendwo gesehen hast, und damit erfolgreich einen ähnlichen Bildlook erzeugen. Wenn du aber versuchst, die manuellen Einstellungen deiner Kamera auf diese Weise zu erlernen, wirst du mit ziemlicher Sicherheit nicht verinnerlichen können, an welchen Knöpfen oder Rädern du herumfummeln musst, um die Einstellungen so anzupassen, dass sie den gleichen Look erzielen. Das kann unglaublich frustrierend sein.
LICHT:
Wie war das Licht zur Zeit der Aufnahme wirklich?
Man kann ehrlich gesagt nicht sagen, wie hell oder dunkel es tatsächlich zu dem Zeitpunkt war, als das Bild aufgenommen wurde. Das Licht verändert sich von einer Sekunde zur anderen. (Das Einzige, was du aus dem Bild herauslesen kannst, ist, ob es sonnig war oder nicht).
Stell dir folgendes Szenario vor:
Du siehst ein Bild, das sehr unauffällig ist. Du kannst diesen Look bei hellem Tageslicht erzeugen oder wenn es fast so dunkel ist, wie du es dir auf dem Bild vorstellst. Die Einstellungen, die du für diese Art von Bild benötigst, unterscheiden sich je nach dem Licht zum Zeitpunkt der Belichtung erheblich.
War es wirklich so dunkel?
Nein. Siehe hier:
Kamera:
Die Kamera spielt eigentlich die kleinste Rolle für das Bild, aber manche Kameras haben auch bei hohen Einstellungen eine hervorragende ISO-Qualität und manche fangen bei ISO 400 an zu schwächeln. Du musst lernen, was deine Kamera gut kann und wo ihre Schwächen liegen. ISO ist der einfachste Weg, um mehr Licht in das Bild zu bringen, ohne die Schärfentiefe zu verändern. Wenn die ISO-Werte deiner Kamera dem nicht gewachsen sind, musst du den ursprünglich beabsichtigten Look ausgleichen, indem du eine längere Verschlusszeit wählst, die wiederum zu mehr Schärfentiefe führt.
OJEKTIV:
Es gibt so viele verschiedene Arten von Objektiven. Objektive mit großer Blendenöffnung lassen viel mehr Licht in die Kamera als ein einfaches Kit-Zoom. Die meisten Fotografen erwähnen nicht, welches Objektiv sie benutzt haben. Selbst wenn sie es täten, könntest du nicht berechnen, wie viel Licht du durch dein Objektiv lassen müsstest, um die gleiche Lichtintensität zu erzeugen.
BEARBEITUNG:
Die meisten Bilder, die dir besonders gut gefallen und bei denen du einen ähnlichen Look anstrebst, habe ich bearbeitet. Aus persönlicher Erfahrung weiß ich, dass ich bei der Bearbeitung sehr oft die Belichtung erhöhe oder verringere, bis ich einen bestimmten Look erreiche. Wie viele Fotografen passe ich die Belichtung oft in der Nachbearbeitung an, weil ich aus Versehen unter- oder überbelichtet habe.
Es kann auch sein, dass ich nur verändere, wie das Licht und die Schatten in den Bildern aussehen, ohne die Belichtungseinstellung zu ändern.
BEWEGUNG EINFANGEN:
Bilder, bei denen die Bewegung in die Länge gezogen ist, sind auch schwierig, weil du nicht weißt, wie schnell sich das Motiv bewegt hat. Waren die Autos, deren Rücklichter bis zum Horizont gezogen wurden, in einer Tempo-30-Zone unterwegs oder rasten sie über die Autobahn und wenn ja, wie schnell?
Wie du siehst, sind die Dinge nicht ganz so einfach, wie sie aussehen. Ich würde dir dringend empfehlen, die manuellen Einstellungen deiner Kamera zu lernen, damit du sie intuitiv nutzen kannst, ohne auf die "Rezepte" anderer Fotografen zurückgreifen zu müssen, denn auch wenn sie dir manchmal helfen, ähnliche Effekte zu erzielen, weißt du trotzdem nicht wirklich, was du tust.
Die Planung deiner Bilder ist das Herzstück deiner Kreativität. Wenn du etwas siehst, das du in ein Kunstwerk verwandeln möchtest, musst du genau wissen, wie du deine Kamera dazu bringst, diesen Look zu erzeugen.
Versuche, zuerst die Einstellungen zu lernen UND DANN die Einstellungen von anderen als primäre Richtlinien für deine Bilder zu betrachten.
Willst du lernen, wie du die manuellen Einstellungen deiner Kamera intuitiv nutzen kannst?
Hör auf, deine Kamera entscheiden zu lassen, wie deine Bilder werden, und fang an, zielgerichtet mit den manuellen Einstellungen deiner Kamera zu arbeiten.
Zu lernen, wie man im manuellen Modus fotografiert, ist der erste Schritt, den jede Fotografin machen sollte, die großartig werden will. Nur dann kannst du mit deiner Kamera die Bilder machen, die du in deinem Kopf siehst
